Preisformeln

Trancheneinkauf mit Preisformeln

Die Liberalisierung des Strommarkts hat dazu geführt, dass Strom an der Energiebörse gehandelt wird.
Strom ist heute ein Finanzprodukt!

Elektrische Energie kann am Terminmarkt bis zu sechs Jahren im Voraus gekauft werden und die Preise schwanken über die Zeit beträchtlich. Die Stromhändler (der Energielieferanten) kaufen ihren Strombedarf für das jeweilige Lieferjahr über einen Zeitraum von einigen Jahren hinweg im Voraus nie zu einem einzigen Zeitpunkt, sondern in mehreren Tranchen (Teilmengen). Das Risiko wäre viel zu groß, dass sich der gewählte Zeitpunkt dann eventuell als Hochpreisphase herausstellen könnte. Durch den Kauf in Teilmengen wird das Preisrisiko reduziert (Stichwort Preisdiversifikation).

Damit auch Kunden ihren Strombedarf in Tranchen eindecken können, ohne selbst an der Strombörse aktiv werden zu müssen, haben die Energielieferanten Stromprodukte entwickelt, die auf Preisformeln basieren.

Definition Preisformel:
Preisformeln sind eine transparente Möglichkeit, den Strombedarf in Tranchen einzudecken. Die Formeln enthalten in der Regel zwei Variablen für den Base- und den Peak-Preis des betreffenden Lieferjahres. Der Kunde bestimmt den Zeitpunkt und den prozentualen Anteil der Teilmenge am Gesamtbedarf und kann sich über die Preisinformation der Strombörse den sich ergebenden Strompreis selbst und transparent ermitteln.

Es gibt unterschiedliche Ausgestaltungen von Preisformeln.
Die bekannteste Preisformel lautet: α · Base + β · Peak = Angebotspreis

Base und Peak sind die aktuellen Jahres-Terminmarktpreise des betreffenden Lieferjahres.
Alpha (α) und Beta (β) sind lastgangindividuelle Preiskoeffizienten.

Die Kunst einer Preisformel ist es, die Informationen der relativen Price Forward Curve und der Lastgangprognose des Kunden in zwei Koeffizienten zu „pressen“. Für die Qualität einer Preisformel gelten die gleichen Kriterien wie bei der Price Forward Curve.

Bei Preisformeln für den Trancheneinkauf  unterscheidet man zwischen horizontalen und vertikalen Preisformeln.  Der Vorteil von vertikalen Preisformeln ist, dass sich die Preisfindungsphase in das Lieferjahr hinein verlängert. Die intergia-Software kann dafür auch Quartals- und Monats-Preisformeln berechnen.

vertikalePreisformel
Abb.: Prinzipskizze „Vertikales“ Tranchenmodell

Preisformeln eignen sich auch ideal, um Bindefristaufschläge zu vermeiden. Insbesondere Angebote im öffentlichen Dienst müssen bis zu 60 Tage aufrechterhalten werden (Bindefrist). In dieser Zeit können die Strompreise steigen und deshalb berechnen Energielieferanten desto höhere Risikomargen ein, je länger die Bindefrist dauert. Preisformeln ersetzen Bindefristaufschläge und optimieren so den Strompreis.

In Kapitel 5.2 des intergia-Handbuchs erfahren Sie, wie eine Preisformel auf Arbitragefreiheit geprüft werden kann.